Bericht zum Open Air Konzert der Böhsen Onkelz am 4. Juli 1999 in Salzgitter

Ein Bericht von Markus Möller

Viel ist im Vorfeld ja diskutiert worden über die drei Open Airs des 1. Juli Wochenendes 1999. Warum denn nun aus 3 nur noch 1 Open Air wurde, warum zuwenig Karten verkauft wurden, um alle 3 Veranstaltungen unter freiem Himmel stattfinden zu lassen. Auch ich habe mich daran beteiligt und muß sagen, daß ich nach dem Gig in Salzgitter nichts davon zurücknehme.
Die Onkelz haben ein so vielschichtiges Publikum, daß nicht alle bereit sind wesentlich mehr Geld wie sonst auszugeben, um ein, zugegeben, hochkarätiges Hard Rock Billing zu erleben. Da sind halt sehr viele Leute dabei, die außer Onkelz keine Hard Rock Bands hören (ein weiterer Beweis ihrer Klasse übrigens).

Hingefahren bin ich dann trotzdem, und zwar aus zwei Gründen. Erstens hat mich dieses angeblich komplett umgekrempelte Set neugierig gemacht und zweitens waren halt doch soviele von uns da, die ich einfach mal (wieder-) sehen wollte.
Bevor wir aber zum Geschehen kommen, lasst mich noch einen Gedankengang loswerden. Die ganzen Diskussionen in der letzten Zeit in den Gästebüchern und sonstwo, mir wird immer klarer, daß die Onkelz ein Fanpublikum haben, das sehr kritisch mit ihnen ins Gericht geht. Wahrscheinlich, weil sie aufgrund ihres Werdeganges und ihrer Charaktere so eine einzigartige Stellung in der Musiklandschaft haben, daß alles, was einem selber nicht so in den Kram paßt sofort so emotional kommentiert wird, weil man Angst hat, an dieser Stellung könnte sich was ändern und alles relativiert sich. Leute, konstruktive Kritik ist immer gut, aber man sollte mit seinen Rahmenäußerungen manchmal etwas mehr zurückstecken, denn "...wenn man schreit, weckt man Tote auf ..." aber schießt oft auch über sein Ziel hinaus.

So, jetzt aber afftuten hier und zurück zum Gig in Salzgitter, dem einzigen Open Air 1999. Zugegeben, ich hatte da mit meiner Wahl mehr Glück als die Kollegen in Dortmund oder Mannheim. Aussagen von Augenzeugen zufolge soll da ja nicht so die Bombenstimmung geherrscht haben. An den Onkelz alleine kann es wohl nicht gelegen haben. Die haben einmal mehr gezeigt, daß sie live nicht performen um das Plattengeschäft anzukurbeln, sondern weil es ihnen Spaß macht und sie uns Fans etwas zurückgeben wollen. Das hat man auch in Salzgitter wieder gemerkt. Gleich vom Start weg kündigte Stephan noch mal ein ganz neues Set an. Und man wurde nicht enttäuscht. Die "Viva los tioz" wurde noch nicht mal ein Jahr nach ihrem Erscheinen auf das "notwendigste zusammengstrichen" und es kamen mal Stücke raus, wie "Deutschland im Herbst", "Ein langer Weg" oder "Diese Lieder". "Der nette Mann", "Die Stunde des Siegers" oder "Ich lieb mich" seien mal stellvertretend für die alten Stücke genannt. Den wieder einmal zahlenmäßig stark vertretenen ostdeutschen Fans wurde (soweit mir seit '94 bekannt) das erstemal "Worte der Freiheit" geboten. Kein Pogostück, aber trotzdem live recht fett.

Besonders zu erwähnen ist sonst natürlich die, trotz der Hitze, geile Stimmung, auch wenn Stephan den DLRG Leuten mehrfach kräftig in den Arsch treten mußte, damit die ihren Wasserschlauch wieder rausholten. Hatte der Salzgitter-See Ebbe, oder was ??? Und natürlich Gonzo, dem muß man hier mal einen ganzen Absatz widmen ...

Hat der Mann eigentlich EPO genommen ??? Daß er wirklich die ganze Bühne ausnutzt und wohl kein Freund von einem von mir mal wieder gewünschten Konzert in einer kleineren Location ist, wissen wir ja schon lange. Daß aber die recht großzügig dimensionierte Bühne der Onkelz ihm jetzt auch noch zu klein wird, ist neu. Nicht nur, daß er übermotiviert, wie er war, sich bereits beim 2. Oder 3. Stück geschickt auf die Fresse gepackt hat (falls mal wieder schlechte Zeiten kommen, gibt’s da bei "Bitte lächeln" garantiert noch 500 DM für), sondern er sprang später sogar noch von der Bühne in den Graben, hatte dann zunächst nur das Problem, wie wieder hochkommen ...

Ein bißchen mehr geplant war dann wohl noch das Medley (oder wie man das schreibt) während der Zugabe. Da haben die Onkelz dann mal aus "Wilde Jungs", "Heute trinken wir richtig", "So sind wir" und "Nie wieder" (hab‘ ich einen vergessen ?) einen zusammengebastelt, was dann auch wie aus einem Guß 'rüberkam.

Ich muß sagen, ich fand’s geil, was die Onkelz da wieder geboten haben. Das haben mir übrigens auch die Leute gesagt, die auf den anderen beiden Gigs waren, daß an der Show der Onkelz nichts auszusetzen war. Ich bin der Meinung, so soll es sein, was die Auswahl der Stücke betrifft. Es gibt soviele Lieder und jedesmal sind es soviele, die nicht gespielt werden konnten. Soll ich Euch mal sagen, was ich gestern alles "vermisst" habe ??? Ey Provider, schieb mal Platte nach ...
Ich hab‘ ja ein klein wenig Verständnis dafür, daß auf einer Tour, die unmittelbar im Anschluß auf ein releastes Album folgt, dieses einen Großteil des Sets beansprucht, wenn man dann auch die Stücke etwas geschickter verteilen könnte, und nicht so geballt am Anfang bringen sollte. Aber sowas wie diese drei Gigs am Wochenende ist genau das richtige, um mal völlig neue Stücke zu bringen und das auch gleich in gehöriger Anzahl.
Da ist Euch, meiner Meinung nach auch etwas gelungen. Und ich habe mit einigen gesprochen, die das ähnlich sehen. Auch ein Blick ins Gästebuch der Internet@Onkelz sagt nichts anderes aus. Für mich war es ein geiler Abend nicht zuletzt auch weil unser Meeting doch recht gut geklappt hat, oder Steffi, Connor, Goofy (auch wenn Dein Kneipenterroristen Shirt etwas sehr "wollig" war ...) Deswegen hier noch der obligatorische Gruß an alle die dabei waren und ich hoffe, ihr habt es ebenso genossen wie ich, Connor, Anke, Goofy Britta, Steffi , Lars und, und, und ...

Das war es also, das letzte Onkelzkonzert in diesem Jahrtausend. Na ja, für einige von uns bleibt ja noch die B.O.S.C. Party im September und für alle die Tour 2000. Wir sehen uns hoffentlich zahlreich.

In diesem Sinne
Markus Möller

Mit freundlicher Genehmigung von Internet@Onkelz