Fantreffen
zerstreute Befürchtungen (unbekannt im August 1997)Bericht
von Thomas Wanhoff
Befürchtungen gab es mal wieder viele. Als in Königstein
laut wurde, daß sich im Haus der Begegnung an zwei Wochenenden Fans der Band "Böhse
Onkelz" treffen, meinten manche schon, die Stadt in Schutt und Asche liegen zu
sehen. Doch weit gefehlt: So friedlich wie diese Veranstaltung wünscht man sich
manches Burgfest.
1500 Gäste hatte der "Böhse Onkelz Supporter Club" jeweils eingeladen, geboten
wurde ein großes Programm rund um die Band. Diskussionsrunden wurden
veranstaltet, die Fans erfuhren, wie eine Tour geplant wird, und schließlich gab
es auch Autogrammstunden und einen Auftritt der Band.
Wer über das Gelände des Hauses der Begegnung ging war überrascht, welche
Stimmung da herrschte: Da wurde gelacht und gescherzt, über Livekonzerte
diskutiert oder einfach im Schatten ein wenig ausgeruht. "Picknickstimmung"
hätte man sagen können. In Stimmung kamen auch umliegende Geschäfte: In denen
deckten sich die Fans nämlich kräftig ein. Manche verliefen sich auch in die
Stadtmitte, dort verfolgten sie bisweilen besorgte Blicke: Allein die Tatsache,
schwarze Kleidung zu tragen, reichte schon. Auch die Polizei hatte sich auf
Schlimmstes vorbereitet: Rund 80 Mann saßen abrufbereit an der Polizeistation,
immer wieder fuhren Streifen durch die Stadt oder am Gelände vorbei. Zu tun gab
es wenig: Zwei Festnahmen gab es bei Kontrollen am vergangenen Wochenende, gegen
eine Person lag ein Abschiebeantrag vor.
Sorgen hatte einigen Bürgern und Politikern auch der Ruf der "Böhsen Onkelz"
gemacht. Sie gelten oft noch als rechte Gruppe. Tatsächlich sind sie einst aus
der Punkszene gekommen, verließen diese aber, als es zu politisch wurde. Sie
schlossen sich der damals aus England kommenden ,,Skinheadszene an, von der ein
Teil dann ins rechte Lager driftete. Ein Lied, das sie einmal aufnahmen, ohne es
aber zu veröffentlichen und dem man zumindest eine problematische Tendenz
zusprechen kann, sorgten dafür, die Gruppe als rechtsradikal zu brandmarken.
Typisch Deutsch: Denn eine Jugendszene muß in Deutschland einfach "links" oder
"rechts" sein. Schon die "Popper" galten als rechts-nationale Bewegung, "Punks"
sind immer links, "Skins" immer rechts, Tatsächlich aber sind solche Szenen eher
Ausdruck eines Gemeinschaftsgefühls, vielleicht so etwas wie das Bedürfnis nach
Gruppe, wie es früher Pfadfinder gegeben hat oder die ,,Rocker" oder ,,Mods" in
den sechziger Jahren. Heute wehrt sich die Technoszene erfolgreich gegen die
Übernahme durch politische Gruppen. Schubladen passen eben besser: Wer kurze
Haare hat, ist ein Skinhead, lange Haare haben nur die Hippies. Und mit diesen
Schubladen läßt es sich vortrefflich leben: Da müssen eben Rockfans die Stadt
verwüsten oder Technokids im Drogenrausch Schaufensterscheiben einwerfen. Nur:
Weder bei der Technodisco auf der Burg, noch beim Open-air-Festival oder beim "Onkelz"-Fantreffen
gab es umgeworfene Blumenkübel oder andere Zerstörungen. Die treten nur beim
Burgfest auf. Vielleicht ist etwas mehr Toleranz in dieser Stadt angebracht.
Den Organisatoren des Treffen im Haus der Begegnung muß man jedenfalls ein Lob
machen: Es war ein ruhiges, kaum merkbares Treffen, es war friedlich und für die
Teilnehmer ein sicherlich schönes Erlebnis.
Mit freundlicher Genehmigung von Internet@Onkelz |