Daß in einer Besprechung über die Band "enkelz" aus
Hamburg noch im ersten Satz der Bandname "Böhse Onkelz" fallen wird, hätte
man sich denken können. Denn allein der Name der Band verdeutlicht einen
eindeutigen Zusammenhang, den jeder, der nur ein bißchen Ahnung von der
Musikbranche hat, richtig deuten kann. Die Enkelz sind nämlich eine
weitere Böhse Onkelz-Coverband, die nach der Auflösung der Frankfurter
Rocklegenden die Chance nutzte, sich einen Namen zu erspielen. Dies hat
auch vorzüglich geklappt, denn der Onkelz-Boom ist noch lange nicht
abgeschwappt und die enkelz haben sich zu einer der Vorzeigebands in der
Onkelz-Szene gemausert.
In vielen Städten, aber gerade auch in ländlichen Gegenden finden immer
wieder gut besuchte Onkelz-Partys statt. Dort spielen hauptsächlich
Coverbands, die für volle Kassen sorgen – das alles im Dorffest-Charakter.
Daß Proleten- bzw. Straßenrock gerade die einfacheren Leute anspricht, ist
bekannt. Hinzu kommt, daß sowohl die Onkelz als auch die enkelz sehr
polarisieren. Die Erstgenannten natürlich mehr, da diese einen
entsprechend höheren Bekanntheitsgrad haben. Umso erstaunlicher ist es,
daß die enkelz wohl die erste Onkelz Coverband ist, die über eine
Promofirma beworben wird. Amüsant ist hierbei, daß im Promotext in keiner
Silbe die Vorbilder aus Frankfurt erwähnt werden, dafür aber die Troopers.
Viel wird es nicht nützen, denn die Verbindung zu den Böhsen Onkelz ist
unverkennbar.
Nun gut. So kommt es jedenfalls, daß wir nach Frei.Wild und den Wilden
Jungs wieder eine Band mit eindeutigem Onkelz-Bezug besprechen. Auf dem
zweiten Tonträger der enkelz gibt es wieder ausschließlich eigene
Kompositionen. 14 Songs sind es bei einer Spielzeit von fast einer ganzen
Stunde. Der Opener „Die enkelz rocken das Haus“ ist ein super Einstieg in
das Album und als Gassenhauer einzustufen, den man mit dem Song „Wir sind
die enkelz“ vergleichen kann – zu finden auf der Myspace-Seite der Band.
Nach diesem Stück wird das Album aber schlagartig langweilig.
Durchschnittlicher Deutschrock mit Proletariatszuschlag, der wenig
begeistern kann. Die einzigen Dinge, die noch auffallen, sind die eher
positiven Rock’n’Roll-Anleihen und daß der Gesang bei ruhigeren Stücken an
seine Grenzen stößt. Musikalisch gefällt es im Allgemeinen schon sehr gut.
Es rockt durchaus, aber es fehlen die Nuancen, die den Hörer fesseln. Eine
kleine Ausnahme ist das Lied "Mädchen", welches ein bißchen fröhlicher
gestaltet ist, aber auch nur im Ansatz gefällt. Eine weitere Ausnahme ist
der Song "Schärfe meine Sinne", den die enkelz zusammen mit der Hamburger
Sängerin "Maria Sanchez" aufgenommen haben.
Was bleibt unterm Strich? Die enkelz sind in jedem Fall eine der besseren
Onkelz Bands. Objektiv betrachtet rockt der enkelz Sound richtig geil,
aber im Gesamten fehlt hier noch einiges. Die Songs wirken
heruntergespielt und die Texte erinnern schon irgendwie an die Vorbilder,
wirken aber nur wie ein billiger Abklatsch, und das sollte auf Dauer auch
nicht das Ziel sein. Die enkelz sind ganz klar Leute, die ihre Instrumente
beherrschen, und wenn sie es schaffen, ihren eigenen Stil weiter
auszubauen, meinetwegen auch mit einfach gestrickten - aber geilen - Songs
wie "Die enkelz rocken das Haus", dann sehe ich da noch eine Menge
Potential nach oben.
"So sieht das aus" wird jedenfalls in einem fetten Digipak und mit einem
ausführlichen Beiheft angeliefert, was das Ganze noch einmal gut
aufwertet. Unerschütterliche Onkelzfans können hier auf jeden Fall
zugreifen, solange die Toleranz für Songs da ist, die nicht aus der
Weidner-Feder stammt…
Zusätzliche Informationen:
Das Album beinhaltet ausschließlich eigene Lieder von
den Enkelz.
Autor: Sebastian Kuboth am 19. August 2007 |