Konzertberichte

Kevin Russell - Veritas Maximus - Oberhausen, Turbinenhalle, 21.09.2013

Kevin Richard Russell, bekannt geworden als Sänger der Böhsen Onkelz ist zurück auf der Bühne - Clean, körperlich fit, klar im Kopf mit jeder Menge Lust auf Konzerte und neue Musik.Vorerst mit reinen Onkelz-Shows, ab dem nächsten Jahr dann auch mit "eigenen" Songs. Und das nach all den Negativ-Schlagzeilen, die in den letzten Jahren den einstigen "Helden" in einen riesigen Scherbenhaufen verwandelten.

Als ich von dieser Nachricht las wurde ich schnell neugierig und beschloss mir das Ganze mal mit ein paar Freunden anzuschauen und mir mein eigenes Bild zu machen. Schließlich wurde schon öfter behauptet Kevin hätte seine Sucht und all den Dreck der damit zusammenhängt überstanden.
So fuhren wir am 21.09.2013 in die Turbinenhalle in Oberhausen. Der Parkplatz der Halle war bereits gut gefüllt, aus vielen Autos dröhnten die Gassenhauer der Onkelz, die schon anwesenden Gäste sangen bereits eifrig mit und schon hier wurde klar: Der Altersdurchschnitt lag höher als erwartet. Ich denke, dass etwa 80% der Besucher vom Alter her die Onkelz noch Live gesehen haben könnten. Das hätte ich nicht erwartet - ich war der Auffassung viele der neu dazugekommenen Onkelzfans würden diese Gelegenheit nutzen um den berühmten Onkelz-Spirit wenigstens in Ansatz mal spüren zu dürfen. Nun gut, wie dem auch sei - Die Fans schienen motiviert und das ist schließlich die Hauptsache.

In der Halle angekommen merkten wir schnell, dass das ein heißer Abend wird und das im wahrsten Sinne des Wortes. Bereits als die Halle nur etwa zur Hälfte gefüllt war tropften die ersten Schweißperlen und kühler würde es im Laufe des Abends sicher nicht werden. Pünktlich um 20 Uhr legte die Vorband TXL los. War nicht mein Ding - muss aber auch zugeben, dass ich mich nachdem mir die ersten 2-3 Lieder nicht zusagten gar nicht mehr wirklich mit ihnen beschäftigt habe und die Zeit zum Plaudern und Getränke holen nutzte. Nach kurzer Umbaupause - Spannung und Temperatur sind mittlerweile ins unermessliche gestiegen fiel um 21:15 der Vorhang und Veritas Maximus eröffneten den Abend mit "Guten Tag". Noch standen wir etwa in der Mitte der Halle und wollten uns das Treiben in Ruhe anschauen doch noch während des ersten Liedes fand ich mich auf einmal in der zweiten Reihe wieder, von meinen Freunden keine Spur mehr. Egal, nur etwa drei Meter von der Bühne entfernt - also blieb ich. Die Stimmung kochte ab dem ersten Song, man hatte das Gefühl, dass sich all die Spannung die sich in den Acht Jahren seit der Auflösung der Onkelz am Lausitzring aufgebaut hat schlagartig in diesem Moment entladen hatte und das Publikum konnte dieses Level den gesamten Abend über halten. Zwischen den Songs feierten die Fans ihre Band mit Sprechchören.

Neben den bekannten Nummern brachte Kevin auch selten bis gar nicht Live gespielte Onkelz-Songs ins Set mit ein. Beispiele wären "Nennt mich Gott", "So geht`s dir", "Ich weiß wo du wohnst" und "Ganz egal". Die Halle kochte, jeder sang jede Zeile jedes Liedes euphorisch mit und ab der 6.-7. Reihe bildete sich ein riesiger Pogo-Pulk, der bei "Mexico" seinen Höhepunkt fand. Ganz wie in alten Zeiten, fast zumindest... Wenn man sich darauf einlassen konnte, dass von der Originalbesetzung nur der Sänger dabei ist konnte man wirklich das unbeschreibliche, einzigartige Gefühl spüren, das jedes Onkelz-Konzert zu einem Erlebnis machte.
Insgesamt standen Kevin und seine Mannen gute drei Stunden auf der Bühne - Wahnsinn, wenn man bedenkt wie körperlich kaputt dieser Mensch eigentlich sein müsste aber das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Russell wirkt so fit wie seit 15 Jahren nicht mehr. Er hatte sichtlich Spaß, lachte und scherzte.

Mein Fazit des Abends: Ich nehme Kevin 100 Prozent ab, dass er seine Vergangenheit hinter sich gelassen hat und hoffe, dass das auch so bleibt. Für das, was er getan hat, hat er seine Strafe bekommen und abgesessen und wenn er das, was er sich vorgenommen hat durchzieht und es schafft auf Dauer Clean zu bleiben sehe ich keinen Grund diesen Mann und seine Band nicht zu unterstützen. Sie hatten ne Menge Spaß dabei, das hat man gemerkt! Und ich glaube ich kann von mir auf Alle im Publikum schließen und sagen: WIR AUCH! 

Bericht von Benjamin Wirtz, 22.09.2013