Trotz Feuerwehrduschen: Rettungsdienst fuhr... (Salzgitter Zeitung am 06.07.1999)

Bericht von unbekannt

Trotz Feuerwehrduschen: Rettungsdienst fuhr 114 Einsätze auf der Insel

Polizei meldet keine besonderen Vorkommnisse beim Festival mit den Böhsen Onkelz - Anwohner beklagen sich über Belästigungen
 

Bis in die späten Abendstunden hinein blieb Thomas Brych skeptisch. Doch in seinem Abschlußbericht über die Ereignisse im Umfeld des Rockfestivals auf der Insel im Salzgittersee durfte der Polizei-Einsatzleiter letztlich doch vermerken, daß es aus polizeilicher Sicht keine besonderen Vorkommnisse gab.

Die mit einer Hundertschaft der Bereitschaftspolizei verstärkten Salzgitteraner Ordnungshüter sorgten wohl auch durch anfangs diskrete, später aber verstärkte ständige Präsenz für keinerlei Zweifel: Jegliche Aggression, sei es aus der rechten oder linken Szene, von der Störaktionen erwartet waren, wären sofort unterbunden worden.

Auch der an sonnigen Tagen sicher nicht unbeträchtliche Alkoholverzehr bereitete Brych Sorgen. Doch dadurch kam es nur zu vereinzelten Exzessen, unter denen die Anwohner in den Gebieten an der Humboldtallee leiden mußten. In der Nacht vor und auch nach dem Konzert wurde dort lautstark gefeiert. Mehr als ärgerlich waren diese Party für Anwohner am Seeblick, unter derem Carport sich menschliche Exkremente fanden.

"Das muß nun wirklich mal sein, mit dem Lärm von der Insel hatten wir dagegen ja gerechnet", meinte ein Fredenberger. Einmal im Jahr sei derlei Musikberieselung ja hinnehmbar. Das sieht die Stadtverwaltung ebenso, auch wenn Pressesprecher Norbert Uhde die Anlieger künftig wohl vor Hard-Rock-Konzerten bewahren möchte. "Wir werden die Insel wohl eher für sanfteren Rock zur Verfügung stellen."

Das es zu keinerlei größeren Problemen kam, bestätige die Recherchen der Verwaltung im Vorfeld der Veranstaltung. "Verfassungs- und Staatsschutz hatten uns berichtet, daß es im Umfeld der Böhsen Onkelz noch nie Probleme bei Konzerten gegeben habe", verriet Uhde. Der Aufmarsch der rechten Szene blieb aus, nach Polizeischätzungen war bestenfalls jeder zehnte Besucher diesem Umfeld zuzuordnen. Während sich die Ordnungshüter in den Nachtstunden noch um am Bahnhof kampierende Fans, die den letzten Bus verpaßt hatten, kümmern mußte, atmeten die Rettungssanitäter und Notärzte des Centralen Krankentransportdienstes aus Hameln auf. "Wir hatten 114 Versorgungen zu leisten", berichtete Einsatzleiter Reinhold Klostermann. So seien sogar ein Atem-Stillstand sowie ein vermuteter Wirbelsäulenbruch behandelt worden.

Letzterer sei Folge einer jugendlichen Rangelei aus purem Übermut. Auch Klostermanns Mitarbeiter mußten sich nicht um die Opfer von Schlägereien kümmern. Sonne, aber auch Alkoholgenuß führten weiterhin zu zahlreichen Kreislauf-Zusammenbrüchen. Viele beklagten zudem Schnittwunden an den Füßen, die sie sich beim Abkühlungsversuch auf den Ufersteinen des Sees zuzogen.

Da war die Maßnahme der Feuerwehr schon ungefährlicher: Auf Anraten der Ärzte spritzten die Freiwilligen aus Lobmachtersen und Lichtenberg, deren Einsätze von der Funkgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Lebenstedt koordiniert wurden, immer wieder Wasserfontänen über die Besucher in den ersten Reihen. jwd

Mit freundlicher Genehmigung von Internet@Onkelz